Ein Revier für Neugier: Die richtigen Fragen

22. September 2020

«Fragen sind Orte in deinem Kopf, wo die Antworten sitzen. Wenn du die Frage nicht gestellt hast, kann die Antwort nirgendwo hingehen».

Fragen sind bemerkenswert komplexe Gebilde. Die Gehirnfunktionen, die bei der Formulierung einer Frage eine Rolle spielen, beschränken sich nicht nur auf die Sprache. Auch das Gedächtnis, die Fähigkeit zur Reflexion und das Denken in Zusammenhängen gehören dazu. Nicht zuletzt müssen vielleicht auch Hemmungen oder Ängste überwunden werden. Einen Standardprozess des Fragens gibt es nicht.

Und es gilt, die richtigen Fragen zu stellen. Im Technorama stehen zwei Fragen im Mittelpunkt: Was passiert? Und wie passiert es? Warum-Fragen versuchen wir zu vermeiden. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Weshalb Warum-Fragen nicht gut sind

Die Antwort auf die Frage, warum sich ein Naturphänomen so und so verhält, setzt zwangsläufig eine Theorie voraus, die schlimmstenfalls in einer abstrakten Formel gipfelt. Mit FG=m⋅g kann niemand etwas anfangen, wenn es um die Erklärung geht, warum ein Apfel zu Boden fällt. Eine solche Antwort würgt gleichzeitig die Neugier ab. Da ich diese Theorie hinter dieser Erklärung nicht verstehe, kann ich nur daran glauben. Und an etwas glauben kann man nicht erklären. Schliesslich etablieren Warum-Fragen automatisch ein hierarchisches Verhältnis zwischen demjenigen, der fragt und demjenigen, der antwortet. Der eine weiss die Antwort, der andere nicht.

Die richtigen Fragen zu stellen beschäftigte bereits den griechischen Philosophen Sokrates. Auf ihn geht die sogenannte Maieutik (griechisch für Hebammenkunst) zurück. Man hilft einer Person am besten zu einer Erkenntnis, indem man sie durch geeignete Fragen dazu veranlasst, den betreffenden Sachverhalt selbst herauszufinden. Die Einsicht wird mit Hilfe der Hebamme – demjenigen, der die Antwort kennt – geboren, die Lernende ist in diesem Fall die Gebärende.

Tags: