Bundesfeier Winterthur mit Technorama-Direktor
5. August 2024
Am 1. August durfte Thorsten-D. Künnemann, Direktor des Swiss Science Center Technorama, die Festrede für die Bundesfeier 2024 im Stadthaus Winterthur halten. Der thematische Rahmen war Neuland für ihn und die Organisatoren hatten auch eine Präsentation zum Thema Naturphänomene erwartet. Der Schweizerpsalm wäre mit seinen unzähligen Wetterphänomenen tatsächlich ein guter Stichwortgeber gewesen. Aber Thorsten entschied sich, über die direkte Demokratie aus der Perspektive eines Neubürgers zu sprechen.
Er wies darauf hin, dass das Technorama auch im Grundkenntnistest im Einbürgerungsverfahren des Kantons auftaucht und fragte sich, welche Rolle Faktenwissen und Engagement für die Gemeinschaft bei einer Einbürgerung spielen oder seiner Meinung nach spielen sollten.
Die Frage, wer und wie viele eigentlich entscheiden, wenn «das Volk entscheidet», beantwortete er, indem er aufzeigte, wie viele Personen bei Abstimmungen mit einer durchschnittlichen Beteiligung von 47% tatsächlich für eine Gesetzes- oder Verfassungsänderung nötig sind.
Bezüglich der Grösse und als Konter auf die Aussagen, dass die kleine Schweiz nicht viel bewirken könne und zu klein sei für noch mehr Menschen, führte er einerseits Beispiele von weltweit wirksamen Institutionen an, die zeigen, dass sich Bedeutung nicht an Grösse, sondern an Einfluss misst, und andererseits zeigte er grafisch, wie viel Platz es bräuchte, wenn alle Menschen in der Schweiz so leben würden wie in New York oder in Zürich und dass Platz (noch) nicht das eigentliche Problem ist, sondern die Nutzung des Raumes.
Mehr Sorgen sollte uns die Altersverteilung machen. In der aktuellen Alterspyramide, die schon lange nicht mehr an eine Pyramide erinnert, erkannte Thorsten zwei sorgenvoll in die Zukunft schauende Gesichter. Die Nasenspitze der Babyboomer-Generation würde schon bald als gewaltige Sorgenfalte über die Stirn laufen.
Zuletzt wies er darauf hin, dass sich die Stärke einer Verfassung erst in schlechten Zeiten zeige, in denen wir alle beweisen können, dass wir nicht nur in einer Schönwetterdemokratie gelebt haben. Dazu hat das ganze Publikum mit den Händen und Füssen einen Gewittersturm simuliert. Thorsten hatte diesen aufgezeichnet und zum Schlussbild wieder abgespielt. Dazu bat er einige Personen auf die Bühne, die stellvertretend für die vielfältige Gesellschaft einen grossen Regenschirm hielten, als Symbol des Schutzschirmes der Verfassung.
Hier die Aufzeichnung des «Gewitters» und das passende Bild dazu.
Auch in schlechten Zeiten gebietet uns die Verfassung,
«…gegenseitige Rücksichtnahme und Achtung der Vielfalt in der Einheit zu leben,
in der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen,
gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen.»
So steht es in der Präambel der Verfassung.